Sehr verehrte Damen und Herren, heute serviere ich Ihnen: Gehirnsalat

Guten Morgen Ihr lieben,

ja, da bin ich wieder…ich wurde doch tatsächlich vermisst ;). Ich habe mir eine Pause gönnen müssen, um mein Leben gerade etwas neu zu strukturieren, denn es stehen einige Veränderungen, was meinen Berufsweg angeht an. Mein Studium ist losgegangen und meine Ausbildung zu Entspannungstrainerin ist im vollen Gange. Ziemlich viel auf einmal, aber wer lange wartet, muss nachholen ;).

Ich habe heute gar kein besonderes Thema, ausser einige Beobachtungen / Gefühle, die mich nach meinem Urlaub nicht mehr loslassen. Ich bin eindeutig ein Südländer. Ich habe das Klima und die Atmosphäre und die, nennen wir es neudeutsch „Vibes“ im Süden sehr genossen. Diese Leichtigkeit, der Umgang der Menschen untereinander. Das Lächeln, dass die Menschen (nicht nur die Touristen – nein, genau die eben nicht, die hab man eben daran erkannt, dass sie es nicht im Gesicht hatten) dort im Gesicht hatten. Viele von Ihnen hatten schöne Falten…Lachfalten. Der Kulturschock holte mich dann bereits am Flughafen – zur Abreise – ein. Ich habe es bereut, dass ich keine Sonnenbrille mehr tragen konnte, denn ich beobachte gerne Menschen, ohne dass sie merken, dass ich es tue ;). Peinlich wird es dann, wenn man sich nicht bewusst darüber ist, dass die Brille, welche man auf der Nase trägt, keine Sonnenbrille, sondern meine normale Brille ist…uuuuhuh!

Wir saßen zunächst in einem Abflugbereich, in dem viele Einheimische saßen. Sie hatten einen Flug vor sich, der sie nur von einer Insel zur nächsten bringen sollte. Unser Abflugbereich war noch nicht definiert, also gesellten wir uns zu den Südländern. Erst empfand ich es als laut und unruhig…typisch deutsch eben ;). Aber irgendwann ging ich den Geräuschen mal bewusst nach und beobachtete die Menschen und stelle doch recht bald fest, dass meine Geräuschbelästigung völlig überbewertet war. Sie saßen da, verschiedene Menschen. Sie waren aktiv und unterhielten sich laut und leidenschaftlich. Familien mit Kindern, einzelne ältere Herrschaften, junge Pärchen. Alle zusammen, alle einander zugewendet. Auf den ersten Blick hätte man meinen können, es handelt es sich hierbei um eine große Familie, doch bald konnte ich die einzelnen Zugehörigkeiten unterscheiden. So saß dort ein älteres Pärchen (um die 60 herum) neben einem nahezu frisch verliebten Paar ohne Kinder. Sie unterhielten sich, sie lachten und die jüngeren schauten abwechselnd mal respektvoll, mal verlegen, mal dankbar. Ich verstand die Sprache nicht, aber ich konnte erkennen, dass das ältere Pärchen auf eine irgendwie wundervolle und liebevolle Art und Weise ihre Erfahrungen an das junge Pärchen weitergaben. Es war herrlich sich das anzusehen. Gleich daneben saß eine Familie mit 3 Kindern, vom Säugling bis Teenie, alles dabei. Die Kinder tollten herum, waren aktiv, bewegten sich, lachten. Die Familie unterhielt sich mit einem einzelnen Mann, der Ihnen gegenüber saß. Laut, angeregt, respektvoll, herzlich. Ich war wirklich überwältigt von all den Eindrücken. Überall steckte so viel Leidenschaft. Einem Passagier fiel ein Papierschnipsel aus der Hosentasche als er aufstand. Eine Dame stand sofort auf und rief ihm nach und brachte ihm das Papier. Die Anerkennung dieser Aufmerksamkeit war erstaunlich. Sie lächelten sich an und der Herr bedanke sich, die Dame lächelte und wandte sich freundlich, aber anmütig weg und setze sich. Sie hatte noch sehr lange ein Lächeln im Gesicht…ebenso der Herr. Daher also die schönen Lachfalten. Sie halten ihr lächeln. Hier sieht man oft Menschen, die Lächeln und von einer Sekunde auf die nächste wieder Ernst schauen. Sie ändern ihre Mimik von freundlich zu erst in einer Sekunde, noch während sie den anderen Menschen ansehen. Das erstaunt mich immer wieder, wie sehr sie zu ihrer Unehrlichkeit stehen. Faden…wo ist er…ach da…ich sag diesen Menschen noch sehr lange und aufmerksam bei ihrem Dasein zu. Leider kam dann der Moment, an dem unser Gate feststand und wir begaben uns in den Bereich. Schon beim näher kommen verspürte ich die deutsche kälte. Gerade, ordentlich und gezügelt saßen sie da. Keine Gespräche mehr, keine Leidenschaft mehr, keine Aktivität. Stille. Jeder war fixiert auf sich selbst. Leere Blicke durchlöcherten die Luft. Meine Tochter tanzte um sie herum, in einigen Gesichtern war das Gefühl der Belästigung zu erkennen, eine schauten mal auf und lächelten ihr zu, einige waren eingefroren. Ich kam mir wirklich etwas fehl am Platz vor. Ich war fast froh, als sich ein Mitarbeiter des Flughafens an den Schalter begab und sich die Mehrheit der wartenden von ihren Plätzen erhoben, um den besten Platz in der Schlange einzunehmen. Schlimm nur, dass die Passagiere in Gruppen eingeteilt wurden und sie nur der jeweiligen Gruppe entsprechend in den Flieger begeben durften. Meine Familie und ich blieben sitzen und beobachten das Geschehen und amüsierten uns etwas über diejenigen, die mit ihrem „Anspruchsgesicht“ in der Schlange standen und dann doch wieder nach hinten geschickt wurden, da Gruppe A eben nicht Gruppe C ist. „Unverschämtheit“ hörte man hier und da…aber warum Unverschämtheit? Weil der Passagier nicht lesen kann? Die Dynamik war klar. Sie wurden aus der Reihe ausgesondert, standen noch eine weile meckernd mit Ihren Angela Merkel Mundfalten da, Ihr Ticket fest in der Hand, suchender Blick (Womöglich „Wo ist die nächste Beschwerdestelle?“). Sie gingen zwei Schritte in Richtung Reihendende – „nein – sehe ich nicht ein“ und wieder nach vorn. Sie solidarisierten sich mit anderen Analphabetikern und Outlaws, meckerten laut und waren sich alle einig „Unverschämtheit“. Irgendwann kam dann Gruppe C und da hatten sie natürlich das Vorrecht! Ganz klar! „Ich bin hier eben rausgeflogen, deswegen bin ich jetzt auch zuerst dran“. Wurde nicht freiwillig Platz gemacht, wurde einfach das Handgepäck zwischen die Menschen geschoben und zack waren sie durch.

Im Flieger geht es dann weiter. Hecktisch wird das Handgepäck verstaut, wer bekommt den besten Platz in der Klappe? Wenn sie dann so weit sind, ihren Platz einzunehmen, wird gerüttelt, gerutscht, am Vordersitz abwechselnd abgedrückt und gezogen, geht das Tablett auch runter? Ist der Gurt auch sicher? Ist der Platz sauber? Es wird pedantisch das Haar in der Suppe gesucht und zwar genau solange, bis sich eins findet, dauere es so lange es wolle. Was im weiteren Verlauf eines Fluges passiert, wenn es nicht alles genau so reibungslos und angenehm verläuft, wie es sich der Heimkehr vorgestellt hat – ist klar.

Ein Massentumult und gemeutert bricht aus, sollten die sich die Türen des Flugzeuges nicht rechtzeitig öffen, sollte der Koffer nicht schon auf einem Wagen drapiert da stehen, alsbald die Herrschaften das Band erreichen usw.

Es ist nervig. Die Erholung dahin. Ich denke auch deswegen sehen viele Urlauber auch nicht mehr so entspannt aus, wenn sie Zuhause ankommen.

Mich hat der Alltag und die „Freundlichkeit“ in unserem Land dieses mal sehr hart getroffen. Grundton hier ist es, dass sich jeder irgendwie benachteiligt fühlt und sich sorgt jemand anders könne es besser haben als er. So ein leben und leben lassen gibt es hier selten.

Für mich steht fest..eines Tages verlagere ich meinen Lebensschwerpunkt!

In diesem Sinne…wer noch nicht schon eingeschlafen ist…habt einen tollen Tag, lächelt mal, lebt und lasst andere leben! Genießt und gönnt.

Ich setze mich wieder vor die Bücher 😉

Alles liebe für Euch

Samira